Interessiert man sich für Musical, kommt man an der Musicalmetropole Hamburg nicht mehr vorbei. Heute ist Hamburg nach New York, wo diese Form des Musiktheaters entstand und London, die drittgrößte Musical-Stadt der Welt. Hier finden Sie die besten Musicals in Hamburg.
Das war nicht immer so. Die frühen Unternehmungen in diese Richtung verliefen nicht immer ohne Rückschläge bis hin zu echter Dramatik. Das Musical galt bei vielen Hamburgern als anspruchsloser Kommerz, wurde zum Teil geradezu als Angriff auf Kultur und die „ernsthafte“ Kunst empfunden.
Trotz dieses damals nicht gerade musicalfreundlichen Klimas der Hansestadt versuchten Friedrich Kurz und Rolf Deyhle 1986 im umgebauten Operettenhaus am Spielbudenplatz ihr Glück. Mit dem 1980 in London uraufgeführten Musical „Cats“ von Andrew Lloyd Webber begann in Hamburg die Musical Szene. Die Katzen bezogen Revier auf der Reeperbahn, Hamburg hatte sein erstes Musical und es wurde eine Erfolgsgeschichte! Das Stück lief hier fast 15 Jahre lang und begründete den Ruf Hamburgs als Musical-Stadt. Das Stage Operettenhaus wurde eine der ersten Adressen für Musical Liebhaber und Fans. Später liefen hier auch so erfolgreiche Produktionen wie „Mamma Mia!“, „Ich war noch niemals in New York“, „Rocky – das Musical“ und „Hinterm Horizont“, das im Dezember vom Grammy-dekorierten Cindy-Lauper Musical „Kinki Boots“ abgelöst wird.
Sicher war es nicht zuletzt dieser kommerzielle Erfolg, der einen Anteil daran hatte, die Vorbehalte der Hanseaten schmelzen zu lassen.
Die geplante Überlassung des maroden Floratheaters für das Stück „Phantom der Oper“ durch die Stadt wurde allerdings zunächst keine Erfolgsgeschichte, führte zu heftigem Widerstand und endete mit der Besetzung des nun „Rote Flora“ genannten Gebäudes durch Autonome.
Auch die darauf erteilte Baugenehmigung für die „Neue Flora“ stieß vor Ort auf den Widerstand der Anwohner, die Lärm, Verkehr und Verteuerung befürchteten.
Die Premiere des zweiten großen Musicals in Hamburg 1990, „Das Phantom der Oper“ musste so unter hohen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden, die für eine hier ungewollte Publicity sorgten. Trotz des turbulenten Anfangs wuchs die Akzeptanz der„Neuen Flora“ schnell und auch dieses Musical wurde erfolgreich bis 2001 gespielt, erlebte dabei 4400 Aufführungen mit sieben Millionen Zuschauern, ja das Phantom kehrte Jahre später sogar noch einmal zurück. Weniger Zuspruch fand in der Nachfolge „Mozart!“, es gab einen Unternehmenswechsel und zahlreiche Umbauten. Anschließend konnte mit Aufführungen wie „Tanz der Vampire“ und „Tarzan“ an frühere Erfolge angeknüpft werden, aktuell steht „Disneys Aladdin“ auf dem Programm.
Die dritte große Stage Bühne entstand 1994 für das Musical „Buddy“. Die heute „Stage Theater im Hafen Hamburg“ genannte Konstruktion wurde innerhalb von 8 Monaten direkt gegenüber den Landungsbrücken auf dem Gelände der ehemaligen Stülcken-Werft auf der Elbinsel Steinwerder gebaut. Nach einem Umbau im Jahr 2001 bietet das Theater 2030 Zuschauern Platz. Für die Besucher gibt es 9 Bars und ein Restaurant mit Elbblick. Die beeindruckende Bühnenanlage wurde speziell an die Anforderungen des Musicals „Der König der Löwen“ angepasst. Bisher haben über 11 Millionen Gäste die Hamburger Aufführung besucht und den König der Löwen damit schon jetzt zur erfolgreichsten Musical-Produktion in der Hansestadt werden lassen. Beflügelt durch diese Erfolgsgeschichte ließ der Betreiber dann 2011-2013 direkt benachbart die vierte große Musical-Bühne Hamburgs, das „Stage Theater an der Elbe“ folgen, welches dem gleichen Konzept verplichtet ist. Es bietet Platz für 1850 Besucher und startete 2014 mit der Uraufführung des Musicals „Das Wunder von Bern“. Seit Januar 2017 wird hier das Musical „Ich war noch niemals in New York“ von Udo Jürgens gespielt.
Diese „Big Four“ der Musical-Unterhaltung, die übrigens alle dem selben Betreiber, der Stage Entertainment unterstehen, spielen mittlerweile auch für Hamburgs Wirtschaft eine nicht unerhebliche Rolle. Die Tourismusbranche, Hotel- und Gastgewerbe, Handel und Personenverkehr profitieren vom Musical-Boom, der Besucher aus dem ganzen deutschsprachigen Raum anzieht. Durch Musical-Reisen, die Komplettpakete inklusive Hotel und Citytour anbieten lässt sich oft einiges sparen. Aber wirkliche Musical-Hauptstadt wird Hamburg erst auch durch die kleineren Bühnen, die dem Entdecker in Sachen musikalischer Unterhaltung von familientauglich bis schräg die ganze schillernde Vielfalt der Musical-Welt abseits des Mainstreams darbieten. Stellvertretend genannt an dieser Stelle kleinere Produktionen wie „Spamalot“ im St. Pauli Theater, „Heiße Ecke“ im Schmidts Tivoli oder „Happy Horror Club“ im Delphi. Das ist noch lange nicht alles, Neugier zahlt sich hier auf jeden Fall aus. Und auch, wenn es sicher weiter Leute geben wird, für die nur die „ernste“ Unterhaltung zählt, der Erfolg des Musicals kommt nicht von ungefähr. Es ist diese einzigartige Mischung aus Sprache, Gesang, Musik, Tanzeinlagen, Kostümen, Lichtshow und Glamour, der Stimmung und Interaktion, das die Beliebtheit des Musicals und seinen Stellenwert ausmacht. The Show must go on!